Auf dem Weg nach Donnerholm
Liljas
Meister
Themenersteller
Dabei seit: 11.06.2003
Beiträge: 1184
Text von der Donnerholm-Orga zur Anreise:
Die „Cazadora“ liegt in Port Mahón vor Anker und Liljas beschließt, wie in jedem neuen Hafen, die Tavernen auszuprobieren. Wenig später sitzt sie in der Kaschemme „Vier blaue Tauben“ und lässt sich eine vortreffliche Flasche Port schmecken, die garantiert vom Wirt nicht legal erworben wurde, dafür aber umso köstlicher ist.
Die Tische sind voll gestopft mit fröhlichen Zechern, von denen immer wieder mal der Eine geht und der Andere kommt. Schließlich sitzt ihr schräg gegenüber ein uralter Seebär, dessen faltiges Gesicht von einem bewegten Leben erzählt. Eines seiner Augen ist schon blind, wirre weiße Haare hängen in sein Gesicht. Hin und wieder nimmt er einen Schluck aus seinem Hornbecher oder löffelt Weizenkleie in seinen zahnlosen Mund.
„Schätzchen“, sagt er irgendwann und beugt sich zu ihr herüber. Sein Atem stinkt nach Alkohol, sein gesundes Auge irrlichtert. „Ich hab was für Dich. Hab die letzten Jahr drauf aufgepasst, aber nu isses Zeit, es weiterzugeben. Hat mir kein Glück gebracht, aber vielleicht Dir…. .“
Er kramt mit einer Hand in seinem speckigen Ärmelaufschlag und zieht etwas hervor, ein paar kleine Pergamentrollen, die er mit einem Grinsen über den Tisch schiebt und dabei vorsichtig entrollt. Ein Stück altersvergilbte Karte kommt zum Vorschein, dazu zwei Seiten mit seltsamen Zeichen, die Teil einer ihr unbekannten Schrift zu sein scheinen. Während sie das Dokument anblickt, starrt er lüstern in ihren Ausschnitt.
„Nach Donnerholm musste gehen, diesem verdammten Scheißort, da musste hin…. Ich hab noch nie ner schönen Weiberbrust widerstehen können … ein Schatz für den Schatz…“
In dem Moment geht ein Zucken durch seinen Körper und dann fällt er tot vorneüber, mit dem Gesicht in seine Weizenkleie.
[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 26.03.2008 um 11:42.] Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 19. 03. 2008 [00:53] Bearbeiten Löschen Liljas Meister Themenersteller Dabei seit: 11.06.2003 Beiträge: 1184 Die junge Frau starrt erst einen kurzen Augenblick fassungslos auf die unglaubliche Szenerie, dann zieht sie blitzschnell die Schriftstücke an sich und lässt sich unter den Tisch fallen. Während über ihr der Tumult losbricht und die Ersten bereits beginnen, die Leiche auf Wertgegenstände zu überprüfen, krabbelt und robbt Liljas so schnell sie kann nach draußen …
[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 26.03.2008 um 11:42.] Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 19. 03. 2008 [00:53] Bearbeiten Löschen Liljas Meister Themenersteller Dabei seit: 11.06.2003 Beiträge: 1184 Die Tür der Taverne geht auf und schließt sich wieder. Kurz darauf erhebt sich eine Gestalt vom Boden, prüft Hab und Gut, um anschließend in der nächsten Gasse zu verschwinden ... Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 19. 03. 2008 [00:54] Bearbeiten Löschen Liljas Meister Themenersteller Dabei seit: 11.06.2003 Beiträge: 1184 Liljas betritt nach einem etwas längeren Landgang endlich wieder die Cazadora. Sie atmet kurz tief durch, dann macht sie sich schnurstracks auf den Weg Richtung Kapitänskajüte. Ihre Kleidung wirkt ein wenig mitgenommen, sie ist fleckig und teilweise zerschlissen. Einige Zeit später wird der Befehl weitergegeben, Kurs auf Donnerholm zu nehmen … die Cazadora legt ab. Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 19. 03. 2008 [00:54] Bearbeiten Löschen Liljas Meister Themenersteller Dabei seit: 11.06.2003 Beiträge: 1184 Geraume Zeit später klopft es an die Tür der Kabine … niemand antwortet. Der Schiffsarzt betritt den Raum und findet Liljas am Tisch sitzend vor. Immer und immer wieder dreht sie Jackies Hut in den Händen und schaut nachdenklich ins Leere.
„Liljas ?“ Yins Stimme klingt bestimmt, jedoch nicht unangemessen.
Liljas schaut auf und sieht Yin verwundert an. „Ja, bitte ?“
„Alles in Ordnung ? Wo ist der Kapitän ?“
Erst scheint Liljas nicht zu antworten, dann kommt ihr doch ein Wort über die Lippen: „… weg …“
Der Bordmedicus ist verwundert: „Weg ? Wohin ?“
„Weg.“
Das ist alles, was er als Antwort erhält. Er ahnt, dass es keine weitere Antwort geben wird. Ruhig hält er inne und wartet ab. Nachdem die junge Frau sich scheinbar wieder ins Hier und Jetzt zurückbegeben hat, schaut sie ihn direkt an. Ihr Blick ist schwer zu deuten. Als wäre nichts geschehen, steht sie auf, verstaut den Hut in ihrer Kiste und räumt die ausliegenden Karten zusammen.
„Ruft Juan, Garmond und Isleif. Wir sehen uns gleich in der Offiziersmesse.“
Verwirrt aber in Hoffnung auf weitere Informationen verlässt Yin die Kapitänskajüte und gibt die Befehle weiter. Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 19. 03. 2008 [00:59] Bearbeiten Löschen Liljas Meister Themenersteller Dabei seit: 11.06.2003 Beiträge: 1184 Irgendwo an einem abgelegenen Strandteil steigt eine Person aus dem Wasser. Sie schleudert die nassen Haare aus dem Gesicht und zieht das Kopftuch noch einmal fest. Mit einem irren Grinsen auf den Lippen macht sie sich auf zur nächsten Taverne … Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 19. 03. 2008 [16:55] Bearbeiten Löschen Juan Meister Dabei seit: 21.12.2006 Beiträge: 1280 Juan befindet sich mit ein paar Männern bei den Kanonen. „Das muss schneller gehen, bei einer Salve der anderen will ich zwei zurückgeben. Oder wollt ihr in Stücke geschossen werden? Also ran! Nochmal!“ Juan lässt seine Männer auch während der Fahrt das Laden üben. Diese Männer brauchten noch die Übung. Es war halt nicht die eingespielte Crew der Reina de los Angeles, denen er blind dabei vertrauen konnte.
Yin tritt hinter ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Juan hört aufmerksam zu und nickt dann leicht.
„Macht Pause.“
Unverzüglich mit leicht verdutztem Gesicht begibt er sich zur Offiziersmesse. Was mochte Liljas nur wollen. Mit leicht ungutem Gefühl betritt er den Raum. Zitieren Melden Profil ICQ PM Verfasst am: 19. 03. 2008 [17:09] Bearbeiten Löschen Garmond Grossmeister Dabei seit: 26.08.2002 Beiträge: 5159 Garmond befindet sich unter Deck und macht eine Bestandsaufnahme des Waffenarsenals. Im Geiste geht er noch einmal ein paar Kampftechniken durch, die er zusammen mit Yin den Männern als nächstes zeigen wollte. "Gerade dieser Pablo könnte noch ein wenig Übung vertragen", dachte er sich, als Yin an ihn herantritt und mitteilt, daß sofort eine Versammlung in der Offiziersmesse stattfindet. "Was mag es denn jetzt schon wieder geben", denkt er sich, setzt seinen Dreispitz auf und folgt Yin auf dem Fuße. Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 26. 03. 2008 [11:43] Bearbeiten Löschen Liljas Meister Themenersteller Dabei seit: 11.06.2003 Beiträge: 1184 Anreisebeschreibung „Cazadora“:
Es war die Entscheidung der Offiziere, die die „Cazadora“ in die unwirklichen nördlichen Breiten des Westmeers führte. Doch es war das Schicksal, das das stolze Schiff mit Gewalt gegen den Strand der kleinen Insel Donnerholm warf, die sie eigentlich zu erreichen trachtete.
Es geschah im Morgengrauen. Unter der sicheren Hand des Steuermanns durchpflügte die „Cazadora“ den Ozean. Der Wind bauschte die Segel, die Geschwindigkeit betrug fast neun Knoten und die emsigen, gut geplanten Abläufe an Bord liefen routiniert ab. Dennoch erklang hin und wieder der mahnende Ruf der Maate über das Deck, wenn sich einer der Matrosen einen Fehler erlaubt oder wenn allzu viel geredet wurde.
Plötzlich ging ein jäher Ruck durch das Schiff, der die meisten Besatzungsmitglieder von den Füßen warf. Der erste Schreck war gerade verwunden, als sich von allen Seiten aus dem Meer riesige, purpurfarbene Arme erhoben, an denen tellergroße Saugnäpfe zu sehen waren. Neben dem Schiff dampfte und zischte der Ozean, als sich das gefräßige, schnabelartige Maul eines gigantischen Kraken an die Oberfläche schob.
Die Arme des Meereswesens, geboren aus den tiefsten Tiefen des Ozeans, ergriffen das Schiff, schlängelten sich über das Deck und griffen nach allem, was sie finden konnten. Ein Seemann wurde von einem jener grauenhaften Tentakel erfasst, vom Deck empor gerissen und landete wenige Sekunden später im alles zermalmenden Maul des Ungeheuers. Andere Arme rissen Teile des Segels mit sich, Deckaufbauten und schlussendlich riss auch das Ruder mit einem satten Knacken vom Heck ab und verschwand in den wirbelnden Fluten.
Endlich erwachte die Mannschaft aus ihrer Schreckensstarre und zusammen mit ihren Passagieren stürzten sie sich auf die Fangarme, um diese abzuhacken. Tintiges Blut spritzte auf das Deck und das fürchterliche laute Klacken des Krakenmauls wurde hektischer, das Meer schäumte. Das Schiff warf sich hin und her, doch es bestand im Kampf mit den Gewalten des Biests. Wenig später brüllte das Untier auf, aus unzähligen Wunden an den Armen blutend und verschwand so plötzlich, wie es gekommen war, wieder im unendlichen Ozean. Zurück blieb trügerisch ruhige See.
Der Schiffszimmermann stellte fest, dass das Ruder notdürftig zu flicken war, doch schlug er vor, so schnell wie möglich einen Landgang zu unternehmen, um die „Cazadora“ zu reparieren. Zum Glück waren die Bergspitzen des Nordstrom-Archipels schon am Horizont zu sehen und so nahm das stolze Schiff Kurs auf die Insel Donnerholm.
Dort lag, in einer kleinen Bucht, zur Überraschung aller, bereits die „Morgenstern“. Nach einem Treffen der Offiziere einigte man sich, einige Tage in freundschaftlichem Miteinander auf der Insel zu verweilen… Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 26. 03. 2008 [15:25] Bearbeiten Löschen Liljas Meister Themenersteller Dabei seit: 11.06.2003 Beiträge: 1184 Nicht lange nachdem die Mannschaft auf der Insel angekommen war, ließen sich die Zeichen auf den Pergamentseiten besser erkennen. Es schien, als hätten die Schriftzeichen mit der Ankunft auf der Insel ihre Wanderung über die Seiten abgeschlossen und offenbarten nun einen bearbeitbaren Text ...
... des Jahres 789 der Herrschaft des Geschlechts Valois über das Koenigreich Aragon, als wir den Hafen von Aigues Mortes neu proviantiert verließen. Der Wind stand günstig und wir allen waren froh über die gute Fahrt, die wir machten. Denn je günstiger der Wind, desto schneller die Fahrt und desto schneller die Rückkehr. Denn niemandem von uns war unser Auftraggeber geheuer und auch seine zwei Getreuen, die er mit uns entsandt hatte, waren nicht nach unserem Geschmack. Doch der hohe Herr zahlte gut, dass wir seinen Schatz vergraben und verstecken sollten. Sicher ein wertvoller Schatz, wenngleich ihn Niemand von uns gesehen hatte, denn er war Nachts in großer Heimlichkeit an Bord gebracht verstaut worden. Natürlich gab es Gerüchte an Bord, die von großen Edelsteinen, vielen Münzen und auch dem einen oder anderen magischen Artefakt sprachen. Man wunderte sich nur, denn jeder an Bord hätte sich damit ein schönes Leben gemacht und ihn nicht versteckt. Jedem ist aber auch bewusst, dass die Damen und Herren von Stand anders ticken. Vielleicht findet der Herr die Vorstellung einen versteckten und vergrabenen Schatz zu besitzen romantisch. Wie dem auch sei: Nicht wenige an Bord haben vor sich die Lage des Schatzes gut zu merken, um ihn später selber heben und fortan in Saus und Braus leben zu können.
In Absprache mit den Passagieren legte der Kapitän den Kurs fest, der uns immer weiter nach Norden führte – weiter nördlich als ich je gefahren bin. Ist bei uns der Winter sehr mild, so fanden wir im beginnenden Frühjahr in diesen nördlichen Breiten noch die Reste von Packeis. Soviel Eis hatte ich noch nie gesehen. Nur der Rudergänger, ein Mann aus einem nördlichen Land Namens Ribukan, kannte dieses Phänomen. Er war es auch, der dem Kapitän beratend zur Seite stand, um die Strömung zu finden, die hier im Norden verläuft. Und auf dem Nordstrom ritten wir dann nach Nordosten, einen rauhen Wind in den Segeln.
Donnerholm nannte der Kapitän die Insel, zu der die Bucht zählte, in der wir Anker warfen. Zur großen Enttäuschung Vieler, die sich als reiche Damen und Herren träumten, durften nur wenige mit dem Schatz an Land. Der Rest musste auf dem Schiff verbleiben. Ein oder zwei Matrosen haben es später versucht heimlich an Land zu kommen, doch überlebt haben sie diesen Versuch nicht. Ich aber gehörte zu denen, die mit an Land gehen sollten und war Anfangs voller Freude. Doch während der Tage an Land hat diese Freude immer stärker abgenommen.
Ein Monat ist nun seit unserer Ankunft vergangen und mit klammen Fingern schreibe ich diese Zeilen, während unser Schiff wieder Kurs Richtung Heimat gesetzt hat. Ich bin, neben dem Kapitän und unseren Passagieren, der einzige Überlebende von Jenen, die mit auf der Insel waren. Die Männer und Frauen, die an Bord bleiben mussten und nun benötigt werden, um das Schiff zurück zu segeln, meiden mich. Dabei ahnen sie nur, was geschehen ist – doch die grausame Wahrheit werden sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht ausmalen können. Um den Versteck des Schatzes in ein ewiges Geheimnis zu hüllen sind meine Kameraden oft eines grausamen Todes gestorben, wurden ermordet.
Ich selber musste mich an den Greultaten beteiligen, auf dass ich nicht selbst mein Leben verliere. Doch es war in weiten Teilen nur Glück, dass ich überlebt habe. Als Einziger. Der Schiffsjunge hatte zumindest versucht zu fliehen, doch einer der Gesandten des hohen Herrn ist ihm hinterher und ich will mir gar nicht ausmalen, was er mit ihm angestellt hat. Den Geruch von brennendem Menschenfleisch werde ich wohl nie mehr aus der Nase bekommen. Das Schlimmste jedoch ist der Fluch, den man auf mich gesprochen hat. Ich werde über das Geschehene schweigen müssen, wenn ich nicht tot umfallen möchte.
Angst vor dem Sterben habe ich, denn ich bin mir nach dem, was ich gesehen und erlebt habe sicher, dass es auch auf der anderen Seite wahrlich schlimme Dinge gibt. Doch wenn meine Zeit gekommen ist oder man mich töten sollte mögen diese Zeilen dem Finder einen kleinen Fingerzeig geben auf die Möglichkeit den Schatz zu heben und auf diese Weise meine Kameraden zu rächen und auch mein eigenes Seelenheil. Möge der Schatz anderen mehr Glück bringen, denn der Weg zum Schatz beginnt mit Briefen, die Männer an ihren Schatz schreiben. Das ist mein geringes Wissen, womit ich hier auch enden möchte, um den Rest meines Lebens zu beginnen, in dem ich fortan versuchen werde die vergangenen Wochen und Monate zu vergessen.
Schiffszimmermann Christoph Tegetthoff an Bord der „Sturmwelle“