Alienna

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Die Legende der heiligen Alienna von Levegan

Es begab sich vor langer Zeit, dass Aquitania in eine gar missliche Lage geraten war. Nachdem im Frühjahr wie gewohnt das erste Grün das fruchtbare Land zierte und Mensch und Tier erfreute, geschah nach kurzer Zeit etwas Unglaubliches: Die Blätter und Keimlinge welkten, die Knospen vertrockneten und fielen zu Boden. Nun war es keineswegs so, dass etwa eine Dürre das Land plagte und Ursache für diese Vorkommen war – der warme Frühjahrsregen fiel regelmäßig wie eh und je, sorgte aber nur dafür, dass die verdoerrten Blätter und Blüten, derer überall auf dem Erdboden lagen, in traurigen Rinnsalen fortgespült wurden. Die Menschen in Aquitania waren verzweifelt, ob der mißlichen Ernte, die so zu erwarten war. Zwar hatten sie im Vorjahr ihre Vorratskammern und Kornspeicher gefüllt, doch diese waren mit dem hereinbrechenden Frühjahr beinahe leer. Die Aquitanier setzten nun ihre ganze Hoffnung in die Viehzucht. Aber auch hier geschahen schreckliche Dinge: Schwarz und verdorrt waren die Eier, die des Morgens bei den Hühnern gefunden wurden. Lämmer, Kälbchen und Zicklein, die im Lenzmond geboren wurden, kamen entweder toth zur Welt oder hatten gar greusliche Missbildungen. Die Milch der Muttertiere war überall sauer und ungenießbar. Frauen in guter Hoffnung fürchteten sich sehr, denn bald erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand gar zu schreckliche Geschichten über unvorstellbar missgestaltete Kinder, die in anderen Dörfern geboren worden waren. Auch wenn jede natürlich hoffte und betete, verschont zu werden, gab es nicht wenige, die von ihrer Verzweifelung in die Arme von zwielichtigen Quacksalbern und schändlichen Götzendienern getrieben wurden. Die Verzweifelung der Menschen wuchs ins Unermessliche, denn die Situation schien ausweglos. Einige packten ihr Hab und Gut zusammen und machten sich auf den Weg in andere Länder. Zu klein ihr Vertrauen in das so scheußlich geplagte Aquitania. Andere wurden misstrauisch. Warum waren sie nur in diese Lage geraten? Bald begann ein Weiler, den anderen vorzuwerfen, einen großen Frevel begangen zu haben. Manche beschuldigten sogar die Schamanen der Tauren, diesen Pesthauch absichtlich heraufbeschworen zu haben, denn die Tauren und ihre Riten waren den Menschen schon immer fremd und unheimlich gewesen. Missgunst und Streit herrschte vortan unter den Aquitaniern, und es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis die offene Feindseligkeit blutige Früchte trüge.

Alienna, ein junges Mädchen aus einem kleinen Ort in der Nähe des Städtchens Levegan, litt sondergleichen unter den Veränderungen in Aquitania. Sie hatte die Menschen in ihrer Umgebung, aber auch die Pflanzen und Tiere immer schon auf eine besondere Art erfahren und fühlte sich ihnen verbunden. Tief im Innren spürte sie es, war ein Lebewesen krank oder verletzt, und versuchte stets, ihm Linderung zu verschaffen. Bereits im Nebelmond des vergangenen Jahres spürte Alienna, eine schleichende Veränderung ging vor sich, die nichts mit dem natürlichen Wechsel der Jahreszeiten gemeinsam hatte. Sie konnte nicht in Worte fassen, was vor sich ging, also beobachtete sie mit wachsendem Entsetzen, wie unter dem Schleier der Nebelschwaden dunkle Kräfte nach den Pflanzen, Menschen und Tieren griffen und sie langsam, aber stetig zu verändern begannen. Doch das, was nun im Frühjahr geschah, übertraf ihre gar schlimmsten Befürchtungen. Alienna plagte sich mit Gewissensbissen. Sie hatte mit niemandem ihre Vernehmungen geteilt, weil sie befürchtet hatte, hinter vorgehaltener Hand verspottet oder sogar ganz offen ausgelacht zu werden – war sie als Hexe ob ihrer Heilkundigkeit noch recht angesehen, so waren die übernatürlichen Fähigkeiten dem Volk doch stets fremd. Nun schämte sich die junge Frau für ihre Selbstsucht und Feigheit, denn sie erkannte: Gaia hatte ihr die Gabe geschenkt, zu erkennen, wie das Leben in Aquitania bedroht war, also lag es auch in ihrer Verantwortung, danach zu handeln. Von neuer Hoffnung durchdrungen tat Alienna das, was sie schon als kleines Mädchen getan hatte, wenn ihr eine Situation ohne jeden Ausweg erschien: Sie zog sich an einen kleinen Weiler im Wald zurück und betete zu Gaia. Wie durch ein Wunder war dieser Ort bislang von den dunklen Einflüssen verschont geblieben, dies stimmte sie hoffnungsfroh. Wie schon unzählige Male zuvor ließ sie sich auf dem Waldboden nieder, lehnte den Rücken an einen Baumstamm, schloss die Augen und hielt Zwiesprache mit Mutter Natur.

Alienna wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, als sie ihre Augen wieder öffnete, zu tief war sie in Meditation versunken gewesen. Doch Gaia hatte sie erhört, und so wusste sie nun, was zu tun war. Fest schloss sie die Hand um ein winziges Samenkorn, das Mutter Natur ihr in ihrer Güte hatte zuteil werden lassen. Lächelnd erhob sie sich und zog hinaus ins Land, um den Menschen die frohe Botschaft zu verkünden, die sie von Gaia erfahren hatte: Pflanze dieses Samenkorn, stärke es mit der Kraft, die dir von mir gegeben wurde, und umsorge den Setzling aufmerksam, dann wird die böse Macht von ihm zurückgedrängt werden. Und so geschah es auch.