Aus tiefem Schlaf erwacht
Phila
Novize
Themenersteller
Dabei seit: 08.12.2003
Beiträge: 64
Phila schreckte hoch.
"So, dann gebt eure Hausarbeiten bitte bei mir ab. Ich werde sie bis heute Abend korrigieren."
Verdammt. Sie hatte den Rest der Vorlesung offensichtlich verschlafen. Schnell kritzelte sie ihren Namen auf die Arbeit, gab sie ab und eilte in die Bibliothek. sie hatte dieses Lied im Kopf, dass sie dringend aufschreiben musste, sonst würde sie es vergessen ...
Fast eine halbe Stunde arbeitete sie an dem Pergament, versuchte, es möglichst genau zu fertigen. Sie legte gerade den Stift zur Seite, als es an der Tür klopfte. Der Hausmeister betrat kurz darauf den Raum und schaute sie besorgt an.
"Kindchen, die Magistra wünscht euch zu sprechen ... sofort!"
An seinem zerknirschten Blick konnte sie ablesen, dass es keine angenehme Unterredung werden würde. Sie sprang auf und eilte zur Tür hinaus. Michl Kehrauf sah ihr besorgt hinterher.
Sie atmete noch einmal tief durch, dann klopfte sie an.
"Herein." Die energische Stimme fuhr ihr durch Mark und Bein.
Sie zögerte noch kurz, dann drückte sie die Klinke und betrat den Raum.
"Herr Kehrauf richtete mir aus, dass ihr mich ..."
"Völlig richtig!" fuhr ihr die Magistra über den Mund. "WAS genau habt ihr euch DABEI gedacht ?" Sie schob einen Stapel Pergament näher. Phila erkannte ihre Schrift.
"Das ist möglicherweise meine Hausarbeit ? Ihr hattet doch gebeten, dass wir sie abgeben. Stimmt das Thema nicht ?"
Undurchsichtig blickte die Magistra sie an. Phila drohten die Beine wegzusinken, doch dann donnerte eine Stimme in ihr Ohr:
"Das Thema ist richtig, der Name aber nicht."
"Was ?" rief die Novizin. "Aber wie, also warum ... seit wann geben wir den Hausarbeiten Namen ?"
Die Magistra senkte die Augenlider und ihr ganzer Körper spannte sich für einen Moment an. Was hatte sie denn jetzt schon wieder falsch verstanden ? Nachdem sie ruhig und tief ausgeatmet hatte, öffnete die Magistra wieder die Augen und sagte ein wenig zu kontrolliert:
"Euer Name, Phila. Euer Name stimmt nicht."
Phila blickte auf ihre Unterschrift. Sie war irritiert. Das war ihre Schrift, sie war sich sicher. Aber da stand nicht ihr Name ...
"WAS habt ihr Euch dabei gedacht mit dem Namen der Spektabilität Gymtura zu unterschreiben ?“
Fassungslos klebten ihre Augen auf den beiden Worten ... Phila Gymtura ... sie hielt inne. Kaum merklich ging ein kleiner Ruck durch ihr Gesicht und sie lächelte ... "Ui jui juijuijuijui" flüsterte sie staunend vor sich hin.
"Wie bitte ?"
Mit einem Satz kehrte Phila in die Wirklichkeit zurück. Sie fing sich und schaute betreten zu Boden.
"Ich ... ich weiß nicht genau, wie das passieren konnte. Es tut mir leid. Ich muss wohl gerade noch etwas für die Spektabilität notiert haben und dann sind dir Unterlagen verrutscht. Ich ..." Sie versuchte möglichst vertrauenswerweckend zu schauen. " ... es wird nie wieder vorkommen."
Sie machte eine Pause und fuhr fort, als die Magistra nichts entgegnete.
"Soll ich mich bei der Spektabilität entschuldigen gehen ?"
Chronotronengeschwängerte Sekunden, die die Form von Eiskristallen annahmen und an ihrem inneren Auge vorbeiliefen, zitterte sie und wollte einfach weglaufen. Sie schloss die Augen.
"Nein."
Sie blickte hoch. Hatte die Magistra wirklich "nein" gesagt ?
"Ihr habt viel um die Ohren. Seit der letzte Zensor die Bibliothek verlassen hat, hantiert ihr wirklich ununterbrochen mit Schriften. Da kann so etwas einmal passieren. Sofern das nie - und ich meine NIE - wieder vorkommt, werde ich ein Auge zu drücken. Geht jetzt. Und schreibt diese Hausarbeit neu. Dieses Exemplar werde ich entsorgen."
Wie in Trance erhob sich die Novizin, nickte und stolperte dann aus dem Zimmer hinaus, den Flur hinunter und zurück in die Bibliothek, wo sie sich gleich daranmachte, die Hausarbeit neu zu verfassen.
[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 18.02.2008 um 13:17.] Zitieren Melden Profil PM Verfasst am: 18. 02. 2008 [21:29] Bearbeiten Löschen Caelestrius Gymtura Adept Dabei seit: 06.11.2003 Beiträge: 229 Zur etwa gleichen Zeit im Seitenflügel des Schlaftraktes der Magister:
Kalt. Ja, das war es. Kalt. Nass. Ja, nass war es auch. Aber nur an den Füßen. Mit diesen Gedanken öffnete der komplett bekleidet auf seinem Bett liegende Caelestrius ungläubig seine Augen. Die späte Nachmittagssonne schien durch das offene Fenster direkt auf das Fußende und spiegelte sich in den letzten Regentropfen eines Nachmittagsschauers, was zu kleinen Regenbogen und Lichtspielen führte. Dort, im Schein der Sonne, wurde er sich der Regenpfütze am Bettende gewahr, in der seine nackten Füße lagen. Angewidert zog er die Beine an und drehte sich auf die Seite. Übelkeit stieg in ihm auf. Scheinbar war das schwere Mittagessen ihm vor dem Mittagsschlaf nicht so gut bekommen. Daher musste wohl auch der irre Traum gekommen sein, an den er sich nicht mehr ganz erinnern konnte. Da waren Piatto, Thalion, Phila und einige andere in einem Eispalast und ... zu blass waren die Fetzen, die in seinem Kopf herumwaberten. Fast verrückt wäre er geworden - das wusste er noch. Entsetzt überlegte er auf dem Bett zusammengeknüllt weiter. Chronotronen ... oh ja, ihm war quasi im Traum eine Idee gewachsen, eine weitere Ausgeburt seiner Genialität. Dafür hatte er aber einen teils furchtbaren Alptraum durchleben müssen. Irgendein Geschwür in seinem Bauch hatte ihn geplagt, alle um ihn herum waren wahnsinnig geworden und er selbst hatte mit seinem eigenen Stab zu kämpfen, der ihn ständig demütigte. Und darüber hinaus ... Phila? Für einen Augenblick musste er sich ernsthaft der Realität und seiner Familienverhältnisse besinnen. Etwas mental zerknautscht und unausgeruht rollte er zur Kante seines üppigen Magisterbettes, setzte sich gemächlich auf und schlüpfte sachte in die warmen Pantoffeln. Kurze Zeit saß er noch bedächtig auf der Bettkante und betrachtete durch das immer noch offene Fenster, wie die Sonne gemächlich hinter einem Berg verschwand. Er schmunzelte plötzlich leicht und lachte ein bisschen in sich hinein. Welch seltsamer, überaus realer Traum. Nie wieder würde er gepökelte Würstchen mit Erbsensuppe zu Mittag essen, so viel stand fest. Sodenn erhob er sich, ging festen Schrittes zum Schuhständer, schlüpfte aus den Pantoffeln in die leichten Lederschuhe, nahm zackig den seinen Stecken aus dem Halter und ging zügig durch die Zwischentür in sein Arbeitszimmer. Dort schnappte er sich mehrere Blätter, welche das Scriptum für seine Vorlesung enthielten, die gleich beginnen sollte, und eilte konzentriert in Richtung Hörsaal. Auf dem Weg dorthin warf er noch einmal vorbereitend einen Blick auf die Notizen, auf deren erster Seite groß das Thema stand:
Temporale Ethik